Aufzucht

Aufzuchtrinder

Parasitosen

Die Kokzidiose ist eine akut bis chronisch verlaufende Darmentzündung, welche durch Einzeller der Gattung Eimeria hervorgerufen wird und typischerweise zu blutigem Durchfall führt. Betroffen sind vor allem Jungtiere zwischen 3 Monate und 2 Jahre alt, seltener Kälber ab 1 Monat. Die Infektion mit diesem Parasit findet häufig statt, jedoch darf man nur von einer Kokzidiose sprechen, wenn die typischen klinischen Symptome beobachtet werden und im Kot eine genügend grosse Anzahl Parasiteneier ausgeschieden wird. Ein subklinischer Verlauf der Krankheit ist häufig und die Tiere entwickeln dadurch eine Immunität. Immunsupressive Faktoren und/oder eine extrem hohe Keimdichte führen dazu, dass die klinischen Krankheitssymptome ausbrechen. In der Regel sind mehrere Tiere einer Gruppe betroffen. Todesfälle sind relativ selten, jedoch kann es bei einzelnen Tieren zum Kümmern kommen und die relativ lange Krankheitsdauer von 1 bis 3 Wochen führt zu einer erheblichen Wachstumsdepression.

Ein Befall mit Magen-Darm-Würmern kommt praktisch in jedem Betrieb vor und ist bis zu einem gewissen Grade auch erwünscht, damit die Tiere eine Immunität dagegen aufbauen können, bevor sie mit der Milchproduktion beginnen. Die Infektion geschieht in der Regel durch die Aufnahme von Larven auf der Weide. Diese entwickelten sich aus Wurmeiern, welche im Kot von infizierten Tieren ausgeschieden wurden. Ein geringer Anteil der Larven überlebt den Winter auf der Weide und kann im Frühling erneut Tiere infizieren. Viele der Parasiten haben noch eine weitere Strategie entwickelt um die kalte Jahreszeit zu überleben. Sie verharren innerhalb des Wirtstiers in einer Art Ruhestadium und beginnen erst wieder im Frühling mit der Produktion von Wurmeiern. Ein massiver Befall mit Magen-Darm-Würmern kann zu Durchfall, Abmagerung und Appetitlosigkeit führen. In jedem Fall muss man aber mit einer reduzierten Wachstumsleistung rechnen.

Der ausgewachsene Lungenwurm lebt in den oberen Luftwegen des Wirtstieres und irritiert dort die Schleimhäute. Die wichtigsten Krankheitssymptome sind Husten, erhöhte Atemfrequenz und eine Wachstumsdepression. Zusätzlich kann ein Lungenwurmbefall Wegbereiter sein für virale und bakterielle Infektionen. Die Lungenwurm-Eier gelangen in den Rachenraum, werden dort abgeschluckt, entwickeln sich zu Larven und werden mit dem Kot ausgeschieden. Insbesondere bei feuchtkaltem Wetter sind die Larven in der Umwelt lange infektionsfähig. Die Überwinterung der Larven auf der Weide ist epidemiologisch unbedeutend. Die Übertragung in die neue Weidesaison geschieht durch ältere Tiere, welche Larven beherbergen, die im Winter im Wirtstier in ein Ruhestadium verfallen. Eine Immunität gegen den Lungenwurm entwickelt sich relativ rasch, hält jedoch nur circa 6 Monate an. Fortwährende Reinfektionen sind daher nötig, um die Immunität aufrecht zu erhalten. Immune Tiere sind in der Regel weiterhin Ausscheider von Lungenwurmlarven, die Anzahl Larven ist jedoch nur noch gering.

Der grosse Leberegel benötigt für seine Entwicklung die Zwergschlammschnecke als Zwischenwirt. Sie kann überall dort vorkommen, wo langsam fliessende Gewässer mit sumpfigen Böden oder Uferbereichen vorkommen: Drainagegräben, langsam fliessende Bäche, Quellen, verschlammte Viehtränkestellen. Der ausgewachsene Leberegel lebt in den Gallengängen der Leber. Die Krankheitssymptome sind sehr unspezifisch (verzögertes Wachstum, Abmagerung, stumpfes Haarkleid, Leistungsdepression bei Kühen). Nur selten kommt es zu weiteren Komplikationen.

Diagnose

Die klinischen Symptome sind ausser bei der Kokzidiose sehr unspezifisch. Daher muss der klinische Verdacht durch eine Labordiagnose erhärtet werden. Dazu eignet sich in den meisten Fällen eine Kotprobe. Nur für den Nachweis des grossen Leberegels ist deren Sensitivität so schlecht, dass zwei Kotproben untersucht werden müssen um ein negatives Resultat herausgeben zu dürfen. Alternativ können auch die Antikörper im Blut oder in der Tankmilch, Antigen im Kot, sowie Parasiteneier in der Galle, nach Punktion der Gallenblase unter Ultraschallkontrolle, analysiert werden. Auf Bestandesebene kann die Beanstandung von Lebern bei der Schlachttieruntersuchung einen Hinweis auf ein entsprechendes Bestandesproblem geben.

Risikofaktoren

Kokzidiose: Für den Ausbruch der Krankheit sind immunsuppressive Einflüsse (Stress, Umstallung, Krankheit) und / oder ein hoher Kontaminationsgrad notwendig. Somit gelten alle Faktoren der Haltung, welche zu Stress führen, sowie die Präsenz von kranken Tieren (= massive Ausscheidung von Eiern) als wichtigste Risikofaktoren.

Magen-Darm-Würmer: Junge Tiere in der ersten Weidesaison sind speziell gefährdet, Probleme zu entwickeln. Nach dem Winter sind die Weiden nur wenig kontaminiert. Der Kontaminationsgrad nimmt aber bei der stetig bestossenen Weide kontinuierlich zu und erreicht sein Maximum im Sommer. Somit stellen kontinuierliche bestossene Standweiden ein speziell grosses Risiko dar.

Lungenwurm: Tiere, welche noch keine Gelegenheit hatten eine Immunität gegen die Lungenlarven zu entwickeln, sind speziell gefährdet, wenn sie in eine Herde mit Lungenwurmbefall kommen. Dies sind die Tiere in der ersten Weidesaison, aber auch ältere Tiere, welche aus einem „freien“ Bestand in eine infizierte Herde verstellt werden.

Grosser Leberegel: Da der Parasit an den Zwischenwirt gebunden ist, gelten für ihn die günstigen Weidehabitate als wichtigster Risikofaktor.

Therapie

Zur Therapie der Kokzidiose stehen zwei Wirkstoffgruppen zur Verfügung. In vielen Fällen zeigen Sulfonamide eine genügende Wirksamkeit. Sogenannte Kokzidostatika werden zur Therapie oder zur Metaphylaxe eingesetzt. Bei der Metaphylaxe werden Tiere behandelt, welche bereits infiziert, aber noch nicht erkrankt sind. In der Praxis bedeutet dies oft, dass bei einer nachgewiesenen Krankheit (klinische Symptome mit genügend Eiausscheidung) bei einem oder mehreren Tieren die gesamte Gruppe behandelt wird.

Magen-Darm-Würmer und Lungenwürmer können mit antiparasitären Medikamenten bekämpft werden. Oft lohnt es sich solche zu verwenden, welche eine gewisse Langzeitwirkung besitzen.

Tiere mit einem Leberegelbefall können medikamentös behandelt werden. Für eine nachhaltige Lösung des Problems sollte aber systematisch und betriebsspezifisch vorgegangen werden (siehe Prophylaxe).

Prophylaxe

Bei der Kokzidiose steht gute Stall- und Futterhygiene im Vordergrund. Gründliche Reinigung, Desinfektion und Austrocknen der Boxen vor einer Neubelegung vermindern das Infektionsrisiko für die nächste Gruppe. Stress-Situationen nach Möglichkeit vermeiden.

Bei den Magen-Darm-Würmern hat sich eine Kombination von Management- und Tiermassnahmen bewährt. Dem Weidemanagement und der Futterwerbung kommt eine spezielle Bedeutung zu.

  • Häufiger Wechsel der Jungrinder (im Idealfall alle 3 Wochen) auf neue Weiden führt dazu, dass der Kontaminationsgrad der Weide nicht stark ansteigen kann.
  • Zwischennutzung der Weiden für Jungrinder zur Silage- oder Heugewinnung.
  • Weiden der Jungrinder bei der ersten Nutzung und zwischendurch durch andere Tierarten nutzen (Pferde, Schafe).
  • Eine medikamentöse Behandlung der Tiere circa 6 - 8 Wochen nach Weidaustrieb (um den Sommerpeak zu vermeiden) und zum Aufstallen ist sinnvoll.
  • Alternativ können Langzeit-Boli eingesetzt werden, jedoch frühestens 4 Wochen nach Weideaustrieb.

Strategien im Weidemanagement bieten bei der Lungenwurmproblematik leider nur ungenügende Resultate. Im Vordergrund stehen hier die Vakzinierung im Frühjahr und / oder die medikamentöse Behandlung.

Zur Bekämpfung eines Leberegelproblems muss systematisch vorgegangen werden. Die möglichen Habitate für die Zwergschlammschnecke müssen ausfindig gemacht werden. Sie müssen dann entweder ausgegrenzt werden oder die Tiere (Rinder, trocken gestellte Kühe) müssen nach deren Bestossung sofort mit einem Medikament, welches gegen Leberegel wirksam ist, behandelt werden. Laktierende Kühe werden am besten nur noch auf Weiden ohne solche Habitate gelassen. Die relativ häufig angewandte Methode der Behandlung der Kühe zum Zeitpunkt des Trockenstellens führt zu keiner Bestandessanierung.