Gesunde Rinder

Unfruchtbarkeit

Schematisierte Beschreibung eines Brunstzyklus

Das oberste Steuerungszentrum für das Fruchtbarkeitsgeschehen befindet sich im Hirnstamm. Dort wird im Hypothalamus das Hormon GnRH (gonadotropes Releasing-Hormon) produziert und kontrolliert ins Blut abgegeben. Über eine spezielle Blutbahn (Pfortadersystem) erreicht das Hormon direkt den Hypophysenvorderlappen. Diese Hirnanhangsdrüse produziert neben anderen Hormonen auch FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes = Gelbkörperbildendes Hormon). Deren Produktionsmenge wird dabei von GnRH angeregt, wobei LH erst bei sehr starker Stimulation ausgeschüttet wird. FSH und LH werden in die Blutbahn abgegeben und zirkulieren im gesamten Körper. Zielorgane dieser zwei Hormone sind die Eierstöcke der Kuh (Abbildung 1).

Schematisierte Beschreibung eines Brunstzyklus
Abbildung 1

Im Eierstock einer Kuh sind Millionen kleinster Follikel (Bläschen) gelagert. Alle 7 bis 10 Tage werden 8 bis 12 davon rekrutiert und sie beginnen zu wachsen. Dabei wird in der Regel eines dieser Bläschen zum dominanten Follikel (Selektion). Er hemmt das Wachstum der anderen Follikel und sie lösen sich auf. Bei genügender Konzentration von FSH (und LH) wächst der dominante Follikel weiter und er durchläuft die Reifungsphase (Abbildung 2). Bei ungenügenden Hormonkonzentrationen wird die Reifungsphase nicht abgeschlossen und der dominante Follikel löst sich ebenfalls auf. Während der Reifungsphase produzieren die Zellen der Follikelwand Oestrogen (Brunsthormon). Dieses wird in die Blutbahn abgegeben und regt die Ausschüttung von GnRH an (positive Rückkoppelung, Abbildung 1). Dank nun genügender Konzentration von GnRH kommt es anschliessend zu einem sprunghaften Anstieg von LH im Blut, dem sogenannten LH-Peak (Abbildung 3). Dieser dauert durchschnittlich 7 Stunden und gibt das Signal zum Eisprung, welcher knapp 24 Stunden später erfolgt.

Reifungsphase eines Follikels und Hormonkonzentration
Abbildung 2

Beim Eisprung entleert sich der Follikel nach aussen, und das darin befindliche Ei wird vom Trichter des Eileiters aufgefangen und in Richtung Gebärmutter transportiert. Durch den Eisprung wandeln sich die Zellen der Follikelwand um und sie beginnen statt Oestrogen neu Progesteron (Trächtigkeitshormon) zu bilden. Es bildet sich der Gelbkörper. Die Konzentration von Progesteron im Blut nimmt allmählich zu bis der negative Rückkoppelungsmechanismus (Abbildung 1) die Produktion von GnRH unterdrückt und sich die Konzentration an Progesteron auf einem gewissen Niveau einpendelt (Abbildung 3). Circa 15 Tage nach dem Eisprung beginnt die Gebärmutter Prostaglandin zu bilden (Abbildung 1). Dadurch beenden die Zellen des Gelbkörpers die Progesteron-Produktion (Abbildung 3). Der negative Rückkopplungsmechanismus auf den Hypothalamus entfällt und es wird wieder vermehrt GnRH ausgeschüttet und sekundär auch FSH und LH. Ein neuer Zyklus kann beginnen.

relative Hormonkonzentrationen
Abbildung 3

Während der Trächtigkeit wird die Produktion von Prostaglandin in der Gebärmutter verhindert. Dadurch bleibt der Gelbkörper bestehen und er produziert während der gesamten Trächtigkeitsdauer das Hormon Progesteron. Via negativen Rückkopplungsmechanismus wird damit auch die Ausschüttung von GnRH unterdrückt und ein erneuter Eisprung ist nicht möglich (Abbildung 1).

Quellen: [66, 105]

Diagnose beim Einzeltier

Schlechte Fruchtbarkeit heisst für die einzelne Kuh in der Regel entweder erst spät oder gar nicht mehr trächtig werden.

Die wichtigsten Fruchtbarkeitsstörungen sind:
Verspäteter Start des Brunstzyklus (Azyklie)
Spätestens nach 6 Wochen sollten alle Kühe wieder „zyklisch“ sein. Zyklisch bedeutet, dass einzelne Follikelreifungswellen dank den richtigen Hormonen in genügender Konzentration immer wieder bis zum Eisprung kommen. Bei der rektalen Untersuchung findet der Tierarzt auf den Eierstöcken von azyklischen Kühen keinen Gelbkörper und auch 10 Tage später wird die gleiche Diagnose gestellt.
Eierstockzysten
Eierstockzysten sind eine spezielle Form eines ausbleibenden Zyklus. Zwar reicht die GnRH Produktion für die Bildung von FSH, aber nicht für LH (siehe Abbildung). Der dominante Follikel produziert in der Reifungsphase Oestrogen und da wegen dem fehlenden LH-Peak der Eisprung nicht stattfindet, produziert der Follikel noch viele weitere Tage Oestrogen. Während dieser Zeit wird der Follikel grösser und grösser. Man spricht von einer Zyste. Bei der rektalen Untersuchung spürt der Tierarzt auf dem Eierstock eine grosse flüssigkeitsgefüllte Blase und ein funktioneller Gelbkörper fehlt.
Stille Brunst
Der Begriff Stille Brunst bedeutet, dass auf den Eierstöcken der Kuh zwar ein „normaler“ Zyklus abläuft, aber die Brunst wurde vom Landwirt nicht gesehen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Entweder zeigte die Kuh wirklich keine oder nur schwache Brunstsymptome oder sie wurde trotz deutlichen Symptomen einfach nicht gesehen. Die Ursachen für schwache Brunstsymptome sind vielschichtig. Die Äusserung der Brunstsymptome ist abhängig von der Möglichkeit sozialer Kontaktaufnahme zu den Artgenossen. Bei der rektalen Untersuchung kann der Tierarzt trotz Brunstlosigkeit einen Gelbkörper auf den Eierstöcken spüren (ev. ist eine zweite Untersuchung circa 10 Tage später notwendig).
Umrindern
Dies bedeutet, dass die Kühe zwar regelmässig brünstig werden, die Belegungen aber nicht zu einer Trächtigkeit führten. Viele Ursachen können dafür verantwortlich sein: Probleme mit dem Eisprung, Besamungsfehler usw. Für den untersuchenden Tierarzt ist es häufig schwierig, eine Ursache für die Akonzeption zu finden. Eierstöcke und Gebärmutter sind bei einer Untersuchung häufig unauffällig.
Gebärmutterentzündung
Eine Gebärmutterentzündung ist ein multifaktorielles Geschehen und wird hier genauer beschrieben.
Resorption / Abort von Embryo oder Föt
Bis zum 42. Trächtigkeitstag nennt man das werdende Kalb einen Embryo. Eine Resorption des Embryos findet relativ häufig statt (circa 20 % aller befruchteten Eizellen). Findet die Resorption vor dem 18. Trächtigkeitstag statt, wird die Kuh zum normalen Zykluszeitpunkt wieder stierig. Findet die Resorption später statt, so verschiebt sich der Zyklus. In beiden Fällen beobachtet der Landwirt eigentlich nichts anderes als ein Umrindern. Vom 43. bis zum 270. Trächtigkeitstag spricht man von einem Abort, wenn das werdende Kalb (nun Föt genannt) „verloren“ geht. Bei guter Beobachtung kann der Föt im ausgestossenen Material gesehen werden. Aborte sind deutlich weniger häufig als Resorptionen. Wird ab dem 271. Trächtigkeitstag ein totes Kalb ausgestossen, so spricht man nicht mehr von Abort, sondern von einer Früh(tot)geburt.

Diagnose im Bestand

Für die Diagnose auf Bestandesebene ist es notwendig, die Kennzahlen der Fruchtbarkeit der Herde zu kennen. Zur Berechnung benötigt man in einem ersten Schritt:

  • Abkalbedaten
  • Besamungsdaten
  • Resultate von Trächtigkeitsuntersuchungen
  • Daten eventueller Aborte
  • Abgänge und deren Abgangsursachen

Daraus berechnet man die primären Kennzahlen (Serviceperiode, Resorption und/oder Abortrate, Abgänge aufgrund Unfruchtbarkeit). Sie zeigen auf, ob überhaupt ein Problem besteht und wie schwerwiegend es ist.

Nur bei unbefriedigenden primären Kennzahlen (das Ziel muss betriebsspezifisch formuliert werden) berechnet man die sekundären Kennzahlen. Sie dienen der Eingrenzung des Problems. Mit Ausnahme der Abort-Problematik steht dabei die Analyse im Vordergrund, ob das Problem eher bei der Anöstrie (Brunstlosigkeit) oder doch eher bei der Akonzeption (nicht trächtig werden) liegt.

Wichtige Kennzahlen zur Abklärung von Anöstrie oder Akonzeption:

Während für die Abklärung von Akonzeption genügend einfach zu berechnende und qualitativ gute Kennzahlen zur Verfügung stehen, fehlen diese für die Anöstrie. Die Kennzahl „Abkalbung – 1. Brunst“ berücksichtigt leider nur einen kleinen Teil der „Leerzeit“ und erst noch eine Periode mit physiologischer Brunstlosigkeit. Die Rastzeit ist extrem abhängig von der freiwilligen Wartezeit. Für die Berechnung der Brunsterkennungsrate gibt es viele Methoden. Der (komplizierte) epidemiologische Ansatz (Anzahl Brünste pro 21 Leertage), welcher die Tiere erst ab 6 Wochen nach Abkalbung in die Berechnung einbezieht, wird von uns favorisiert. Die Kennzahl hat aber nur Aussagekraft, wenn die Brünste auch gewissenhaft registriert wurden. Eine Belegung/Besamung wird automatisch auch als Brunst registriert.

Weitere Analysen sind möglich. Dazu sollen die Diagnosen der tierärztlichen gynäkologischen Untersuchungen miteinbezogen werden.

Quellen: [2, 3, 66, 105]

Die Fruchtbarkeitsleistung ist ein komplexes multifaktorielles Geschehen. Die wichtigsten Ursachen für Brunstlosigkeit (Anöstrie) sind kein Zyklus (Azyklie), eine schwache oder stille Brunst sowie die nicht beobachtete Brunst. Die wichtigsten Ursachen für nicht-trächtig-werden (Akonzeption) kann man unterteilen in Fehlfunktion des Eisprungs (Dysfunktion Ovulation), Besamungsfehler und Verlust des Embryo/Feten. Jede dieser Ursachen hat seine Auswahl an möglichen Risikofaktoren.

Risikofaktoren für Azyklie

Risikofaktoren für Azyklie

  • Fütterung: Im Vordergrund steht die Energieversorgung und damit zusammenhängend das Ausmass der negativen Energiebilanz (siehe Transitphase). Bei Problemen mit subakuter Pansenazidose oder Pansenfermentationsstörungen kann man ebenfalls vermehrt Azyklie beobachten. Das Gleiche gilt bei Mineralstoffmangel, insbesondere Phosphormangel.
  • Puerperalkrankheiten: Zu ihnen gehören unter anderem Festliegen, Nachgeburtsverhalten, Gebärmutterentzündung und Mastitis. Sie beeinträchtigen die Fresslust und somit die Energieaufnahme, was wiederum die negative Energiebilanz verschlimmert.
  • Saugen lassen und die Bindung von Kalb zur Mutter: Wird das Kalb zusammen mit der Mutter gehalten, kann allein die Präsenz des Kalbes bei der Mutter eine verminderte Freisetzung von GnRH auslösen.
  • Pyometra gehört eigentlich zu den Puerperalkrankheiten und ist charakterisiert durch eine Eiteransammlung in der Gebärmutter. Durch den (eitrigen) Inhalt kommt es zu einer Scheinträchtigkeit und der Gelbkörper bleibt bestehen.

Risikofaktoren für stille Brunst und schwache Brunst

  • Soziale Faktoren: Rangniedrige Tiere zeigen die Brunst schlechter. Regelmässiger sozialer Kontakt zu den Mittieren ist notwendig, damit die Kühe die Brunssymptome gut zeigen.
  • Angst und Schmerzen: Angst vor Hinfallen bei rutschigem Boden verhindert das Besteigen anderer Tiere. Wegen der Angst vor Stromstössen durch den Viehtrainer schränken viele Kühe ihre Bewegungsfreiheit „freiwillig“ ein. Durch eine Lahmheit handicapierte Kühe zeigen Brunstsymptome schlecht.
  • Gewichtsverlust: Gewichtsverlust ist die direkte Folge einer hohen negativen Energiebilanz und als Folge davon werden weniger Geschlechtshormone produziert. Die Brunssymptome sind weniger ausgeprägt.
  • Saugen lassen und die Bindung von Kalb zur Mutter: Durch die verminderte Freisetzung von GnRH sind auch die Konzentrationen der nachfolgenden Geschlechtshormone niedrig.

Risikofaktoren für nicht beobachtete Brunst

  • Falscher Zeitpunkt: Zwischen 18.00 Uhr und 6.00 Uhr finden 70 % aller Brünste statt. Fehlt die Beobachtungszeit spät am Abend, so werden viele Brünste verpasst. Während dem Melken oder bei frischen Futterschüben haben die Tiere anderes zu tun als Brunstsymptome zu zeigen.
  • Zu kurze Beobachtungsperioden: Ideal sind Beobachtungsperioden von mindestens 20 Minuten Dauer.
  • Haltung: Der Stall sollte so gebaut sein, damit man rasch einen guten Überblick über die Herde enthält. Bei rutschigen Böden werden Brunstsymptome schlecht gezeigt. Sind die Kühe in Anbindeställen nicht an einen regelmässigen Auslauf gewöhnt, brauchen sie diesen für andere Tätigkeiten als die Brunst zu zeigen.
  • Falsche Interpretation der Brunstsymptome: Ein bisschen Schleim oder andere Kühe bespringen sind keine eindeutigen Brunstsymptome. Als solche gelten der Duldungsreflex (sich bespringen lassen), viel fadenziehender Schleim  aus der Scheide (fast bis auf den Boden) und das Abbluten.

Risikofaktoren für Ovulations-Fehlfunktion

  • Eierstockzyste: Eine Abhängigkeit besteht insbesondere zur Milchleistung und zu einer Stoffwechsel-Anfälligkeit. Rinder und erstlaktierende Kühe entwickeln selten Eierstockzysten und die Abhängigkeiten zur Saison, zur Milchleistung und zu Puerperalkrankheiten gehen vermutlich via schlechter Energieversorgung und negativer Energiebilanz. Phosphor- und Jodmangel begünstigen ebenfalls die Entwicklung von Eierstockzysten.
  • Verzögerter Eisprung: In erster Linie gelten die gleichen Risikofaktoren wie für die Eierstockzyste, nur sind die Auswirkungen etwas weniger gravierend. Bei gewissen Kühen (circa 10 %) ist die Zeitspanne von Beginn der Brunssymptome bis zum Eisprung physiologischerweise verlängert.
  • Missbildungen und Verklebungen: Sind selten.

Fehler bei der Besamung

  • Falscher Besamungszeitpunkt: Im Verhältnis zu den gezeigten Brunssymptomen wird nicht zum richtigen Zeitpunkt besamt. Häufig besamt man zu früh.
  • Falsche Besamungstechnik: Unangepasster Umgang mit tiefgefrorenem Sperma oder Deponieren des Samens am falschen Ort (in Vagina oder Uterushorn statt beim inneren Muttermund).
  • Schlechte Samenqualität: Dies spielt insbesondere beim Natursprung eine wesentliche Rolle. Aber auch Fieber oder Entzündungen können beim Stier zu einer Beeinträchtigung der Samenqualität führen.

Risikofaktoren für Resorption

  • Extremer Hitzestress führt zu niedrigen Konzentrationen an „Fruchtbarkeitshormonen“
  • Leichtgradige (subklinische) Gebärmutterentzündung: Der Samen hat noch überlebt, der Embryo jedoch nicht mehr.
  • Niedriger Progesteronspiegel des Muttertieres nach der Belegung: Je niedriger die Progesteronkonzentration ausfällt, desto wahrscheinlicher produziert die Gebärmutter Prostaglandin, um den Gelbkörper abzubauen.
  • Fütterung: Speziell wichtig ist ein Überschuss an pansenabbaubarem Eiweiss, was zu hohen Ammoniak- und Harnstoffkonzentrationen in der Gebärmutter führt.

Quellen: [2, 3, 66]

Prophylaxemassnahmen für eine gute Fruchtbarkeit

Fütterung

  • Die Richtlinien einer wiederkäuergerechten Fütterung sollten beachtet werden. Der Transitphase kommt dabei die entscheidende Bedeutung zu, da die Produktionskrankheiten und eine hohe negative Energiebilanz die wichtigsten Risikofaktoren für eine schlechte Fruchtbarkeit darstellen. Jedoch beginnt bereits während der Altmelk- und Galtphase der vorangehenden Laktation die Prophylaxe für eine gute Fruchtbarkeit. Die Tiere dürfen insbesondere nicht verfetten. In der Produktionsphase soll leistungsgerecht gefüttert werden. Dabei soll die Ration sowohl spezifisch für den Pansen, als auch für die Kuh als gesamtes ausgewogen sein. Dies gilt für die Energie- und Eiweissversorgung, aber auch für die Mineralstoff- und Vitaminversorgung. Genügend Trinkwasser muss jederzeit zur Verfügung stehen.

Brunstbeobachtung

  • Brunstbeobachtung benötigt kostbare Zeit, welche viele Landwirte meinen, nicht mehr zur Verfügung zu haben. Folgender altgedienter Spruch hat aber immer noch seine Gültigkeit:
  • Gute Brunstbeobachtung bedeutet mindestens 3 x täglich 20 Minuten gezielte Tierbeobachtung, aber nicht während frischen Futterschüben oder während der Melkzeit und eine dieser Beobachtungsphasen sollte spät abends erfolgen.
  • Durch bauliche Massnahmen, wie eine erhöhte Plattform, kann man in grösseren Laufställen die Übersicht verbessern.
  • Elektronische Hilfsmittel wie permanente Videoüberwachung oder sogenannte Pedometers (Bewegungsmelder) können helfen, brünstige Tiere zu erkennen.
  • Das konsequente Führen eines Brunstkalenders hilft insofern, dass man weiss, auf welche Tiere man speziell achten sollte.
  • Kühe zeigen die Brunstsymptome am besten, wenn sie sozialen Kontakt zu den Artgenossen gewöhnt sind und wenn sie genügend Bewegungsfreiheit haben. Regelmässiger Auslauf in Anbindeställen ist notwendig.

Samenqualität

  • Die häufigste Ursache für ungenügende Samenqualität ist der Einsatz eines ungeprüften Stieres im Natursprung. Die Samenqualität kann mittels Laboruntersuchungen abgeklärt werden.
  • Ungeeigneter Umgang mit gefrorenem Samen kommt praktisch nur auf Betrieben mit eigenem Hofcontainer vor. Die Qualitätsüberwachung der Besamungsorganisationen garantiert in der Regel eine gute Samenqualität.

Puerperalkrankheiten (Krankheiten, welche in der Phase nach der Abkalbung gehäuft auftreten)

  • Die adäquate Gestaltung der Transitphase sowie eine gute Geburts- und Melkhygiene sind der Schlüssel zur Prophylaxe dieser Krankheiten.

Saugen lassen

  • Wichtig ist, dass allein schon die Präsenz des Kalbes ausreicht, um den Hormonhaushalt der Kuh zu beeinflussen. Die Lösung ist die Trennung von Kalb und Muttertier.

Hitze

  • Durch geeignete Massnahmen soll den Milchkühen in Hitzeperioden Abkühlung verschafft werden: Stallhaltung, genügend Schattenplätze, Ventilatoren, Berieselung mit Wasser, etc.

Alter

  • Je älter die Tiere sind, desto anfälliger sind sie beispielsweise für Eierstockzysten oder Stoffwechselstörungen. Die Nutzungsdauer ist jedoch extrem wichtig für die Wirtschaftlichkeit einer Kuh. Achtet man bei der Zucht auf Stoffwechselstabilität und gute Fruchtbarkeit, kann man diesen Risikofaktor minimieren.

Besamungszeitpunkt

  • Der optimale Besamungszeitpunkt kann nur bestimmt werden, wenn die Kuh die Brunst gut zeigt und diese Brunstsymptome auch gesehen werden. Viele bereits genannten Faktoren sind Voraussetzung dafür: Fütterung, Haltung, Brunstbeobachtung.
  • Die Kuh sollte frühestens ½ Tag nach Beginn der eindeutigen Brunstsymptome mittels KB belegt werden.

Genetik

  • Die Anfälligkeit auf Eierstockzysten bei gewissen „Familien“ ist bekannt. Diese sollten bei der Zucht nicht mehr berücksichtigt werden.
  • Gute Fruchtbarkeitsleistung züchterisch zu fördern ist schwierig. Gleichwohl sollte bei der Auswahl der Stiere speziell darauf, aber auch auf eine gute Stoffwechselstabilität geachtet werden.

Haltung

  • Brunstsymptome zu zeigen, hat viel mit sozialen Umgangsformen innerhalb der Herde zu tun. Je näher die Haltung der natürlichen in der Wildbahn entspricht, desto grösser ist die Chance, dass die Tiere sich auch dementsprechend verhalten. Steuerungsinstrumente, welche den Kontakt von Tier zu Tier beeinträchtigen (Bsp: Viehtrainer, Absperrgitter, etc.) sollten möglichst vermieden oder optimal eingesetzt werden.
  • In Anbindeställen ist regelmässiger Auslauf notwendig. Der Auslauf sollte genügend gross sein und einen trittfesten Boden aufweisen.
  • In Laufställen ist ein Laufhof sinnvoll. Dieser sollte einen trittsicheren Boden aufweisen und er sollte so angelegt sein, dass es keine Sackgassen gibt.
  • Auch die Laufgänge müssen trittsicher gestaltet sein und es darf keine Sackgassen geben.
  • Der Prophylaxe und Behandlung von Lahmheiten muss speziell Achtung geschenkt werden.

Quellen: [2, 3, 66, 105]

Therapie  beim Einzeltier

Im folgendem sind einige Therapieansätze (kein Anspruch auf Vollständigkeit) dargestellt, welche Bezug nehmen zu den dargestellten Diagnosen. Ihr Tierarzt wird Sie beraten und die Tiere behandeln. Bestandesprobleme können nicht durch den Einsatz von Medikamenten gelöst werden (siehe Prophylaxe).
Verspäteter Start des Brunstzyklus (Azyklie)

  • Damit eine Kuh zyklisch wird, ist die Präsenz eines Gelbkörpers, welcher Progesteron produziert, notwendig. Bildet das Tier selber keinen Gelbkörper, so kann man mittels Medikamenten einen solchen simulieren. Dafür werden Präparate eingesetzt, welche über mehrere Tage kontinuierlich Progesteron abgeben. Nach dem Absetzen des Medikaments sollte die Kuh nach wenigen Tagen brünstig werden.

Eierstockzysten

  • Die Behandlung von Eierstockzysten ist nicht einfach. Das Ziel ist es, den Teufelskreis der Oestrogenproduktion zu unterbrechen und das Tier dazu zu bringen, einen Gelbkörper zu bilden. Prinzipiell gibt es dafür zwei Ansätze. Durch die Injektion von GnRH versucht man einen Follikel (selten die Zyste selber) zur Ovulation (Eisprung) zu bringen damit sich daraus ein Gelbkörper bildet, welcher Progesteron produziert. Dieses Hormon hemmt dann durch den negativen Feedback die Eierstockzysten und sie löst sich langsam auf. Beim zweiten Ansatz wird das Progesteron via Medikamente über mehrere Tage substituiert.

Stille Brunst

  • Prinzipiell sollte das Problem via Haltung, Fütterung und gute Brunstbeobachtung gelöst werden. In Einzelfällen kann eine sogenannte Brunstsynchronisation mit terminierter Besamung eine Lösung sein. Zur Anwendung kommen verschiedene „Protokolle“, bei denen genau vorgegeben ist, wann die diversen Medikamente verabreicht werden und wann die KB stattfinden soll.
  • Bei nicht beobachteter oder schwacher Brunst kann es schon helfen, wenn der ungefähre Zeitpunkt der nächsten Brunst bekannt ist, damit die Tiere speziell beobachtet werden können. Durch eine Zyklusansprache kann der Tierarzt den nächsten Brunstzeitpunkt schätzen oder durch Hormonbehandlungen kann eine Brunst ausgelöst werden, welche in einem bestimmten Zeitrahmen erfolgen sollte. Der gewissenhaft geführte Brunstkalender ist ein gutes Hilfsmittel zur besseren Brunsterkennung.

Umrindern

  • Wenn eine Diagnose gestellt werden kann, so sollte entsprechend gehandelt werden. Leider fehlt diese häufig und der Tierarzt ist gezwungen, die verschiedenen möglichen Ursachen für das Umrindern abzudecken. Die sogenannte Eisprungspritze kann helfen beim Verdacht auf Ovulationsstörungen. Bei Verdacht auf niedrige Hormonkonzentrationen kann der Unterbruch eines Zyklus mittels Prostaglandin oder eine Hormongabe nach der Besamung zum Ziel führen.

Gebärmutterentzündung

  • Eine Gebärmutterentzündung ist ein multifaktorielles Geschehen und wird hier genauer beschrieben.

Resorption / Abort von Embryo oder Föt

  • Die Bekämpfung von Resorptionen ist schwierig. Die Substitution von Hormonen, entweder zur Stärkung des Gelbkörpers oder um die Progesteronkonzentration direkt zu erhöhen, kann bei Muttertieren mit geringer Hormonkonzentration helfen.

Quellen: [2, 3, 66, 105]