Aufzucht

Aufzuchtkälber

Durchfall

Durchfallerkrankungen bei jungen Kälbern können durch die Fütterung oder durch Infektionserreger verursacht werden. Zu den häufigsten Erregern beim jungen Kalb zählen Viren (Rotaviren, Coronaviren), Bakterien (E. coli) und Parasiten (Kryptosporidien, Kokzidien).

 Wirkungsmechanismen

 Diätetisch

 Verdorbene Tränke, Milchaustauscher mit pflanzlichen Eiweissträgern oder hohem Rohaschegehalt (> 8 %), eine zu grosse Tränkemenge pro Mahlzeit und eine zu tiefe oder zu hohe Temperatur der Tränke können zu Durchfällen führen. So gerinnt zum Beispiel mit Wasser verdünnte Milch im Labmagen unvollständig und es kommt zum Durchfall.

 Bei Kälbern soll die getrunkene Milch unter Umgehung des noch unterentwickelten Pansens direkt in den Labmagen gelangen; dazu dient der so genannte "Schlundrinnenreflex". Bei einigen Tieren funktioniert dieser nicht ausreichend (insbesondere beim Saufen aus dem offenen Eimer oder bei starker Unruhe im Stall); die Milch gelangt dann in den Pansen. Es kommt bei diesen so genannten Pansentrinkern zu Fehlgärungen im Pansen und einer Entzündung der Pansenschleimhaut (Ruminitis). Auffallend sind bei diesen Kälbern schwappende Plätschergeräusche, sobald man die linke Bauchseite in Schwingung versetzt. Die Tiere fallen auf durch ein struppiges Haarkleid, eine verzögerte Entwicklung, schlechten Appetit, stehen mit aufgekrümmtem Rücken und haben teils dünnen, teils grau-schmierigen Kot („Kittscheisser“).

Viren

 Rota- und Coronaviren vermehren sich in den Zellen der Darmschleimhaut (Enterozyten), insbesondere im Dünndarm. Durch die Virusvermehrung werden diese Zellen zerstört und es verbleiben nur noch die unreifen und undifferenzierten Enterozyten. Dadurch wird die Funktion der Darmschleimhaut gestört. Die Nährstoffe aus dem Futterbrei und Flüssigkeit können nur ungenügend aufgenommen werden. Ausserdem erfolgt eine verstärkte Flüssigkeitsabgabe in das Darmlumen. Rotaviren können auch bei Menschen zu Durchfallerkrankungen führen.

 Bakterien

 Die Giftstoffe (Toxine) von bestimmten Stämmen von E. coli stimulieren die Enterozyten zu einer verstärkten Abgabe von Flüssigkeit in den Darminhalt. Dabei werden die Zellen der Darmschleimhaut nicht zerstört.

 Auch Salmonellen können beim Kalb Durchfall und eine Blutvergiftung (Septikämie) verursachen. Aufgrund der Gefahren einer Salmonelleninfektion auch für Menschen sollte deshalb bei bestandesweise gehäuften Durchfallerkrankungen stets eine Salmonellose durch die Untersuchung des Durchfallkotes in einem mikrobiologischen Labor ausgeschlossen werden.

 Parasiten

 Bestimmte Fortpflanzungsstadien der Kryptosporidien (Oozysten) werden aus der Umwelt aufgenommen und haften bei der Passage durch den Darm zuerst an den Enterozyten. Sie werden dann in einem Bläschen in die Zelle aufgenommen. Nach der Vermehrung platzen diese Bläschen und es kommt zur Zerstörung der Darmzellen. Kokzidien (insbesondere Eimerien) führen bei Kälbern ab einem Lebensalter von vier Wochen zu Durchfall; diese Erreger bevorzugen die Enterozyten am Ende des Dünndarms und diejenigen im Dickdarm. Als Folge davon steigt die Flüssigkeitsausscheidung und es werden weniger Nährstoffe resorbiert. Bei einer Kokzidien-Infektion ist oft Blut im Kot zu sehen.
 Kryptosporidien können auch andere Tierarten und den Mensch infizieren und Durchfall auslösen.

 Mischinfektionen sind möglich. Insbesondere sind die Viren häufig Wegbereiter für eine nachfolgende Kryptosporidieninfektion.

 Quellen: [2, 33, 34]

Diagnose des Einzeltiers im Stall

Eine  Durchfallerkrankung erkennt man durch die Beurteilung der Kotkonsistenz. Der Kot von gesunden Kälbern in der ersten Lebenswoche ist tiefgelb und hat pastöse Konsistenz (ähnlich wie Zahnpasta). Aufgrund der hohen Verdaulichkeit der Milch scheiden gesunde Kälber nur geringe Mengen an Kot aus.  

Wichtig für die Einschätzung des Schweregrades einer Durchfallerkrankung sind der aktuelle Zustand des Kalbes und der zeitliche Verlauf der Krankheit. So hat ein Kalb, das über mehrere Tage an moderatem Durchfall leidet, eine bessere Chance, wieder gesund zu werden als ein Kalb, das innerhalb von wenigen Stunden zum Festliegen kommt, Untertemperatur hat und nicht mehr freiwillig trinkt.

Anhand des Austrocknungsgrads kann der Schweregrad des Durchfalls beurteilt werden. Sobald ein Kalb mehr als 8 % des Körpergewichts verloren hat, gilt es, schnell einen Tierarzt hinzuzuziehen. Der Austrocknungsgrad eines Kalbes kann anhand des Hautfaltentests (Hautfalte am Hals aufziehen und beobachten, wie lange es dauert, bis die Falte wieder verstrichen ist) und dem Merkmal „eingefallene Augen“ beurteilt werden.
 

Kalb mit eingefallenen Augen
Kalb mit eingefallenen Augen

Der Kot selber kann Hinweise auf die Ursache und den Schweregrad der Krankheit geben:

  • Kotkonsistenz: von wässrig bis dünnbreiig
  • Kotfarbe: weiss-gelb-braun-schwarz-blutig
  • Geruch: stinkend-säuerlich-faulig
  • Beimengungen: Schleim-Blut-Fasern

Auch das Alter des Kalbes beim Auftreten des Durchfalls gibt Hinweise auf die mögliche Ursache. Die verschiedenen Infektionen treten ausschliesslich oder bevorzugt während einem bestimmten Lebensabschnitt auf (siehe Abbildung).

Zusätzliche Abklärungen für das Einzeltier

Für den Nachweis von Rota- und Coronaviren, Kryptosporidien oder E. coli-Bakterien im Kot können sogenannte Schnelltests verwendet werden, welche sogar im Stall durchgeführt werden können. Als Untersuchungsmaterial ist Kot aus dem Enddarm von frisch erkrankten und unbehandelten Kälbern am besten geeignet. Zur genauen und quantitativen Analyse der Erreger kann der Kot auch in ein Labor geschickt werden.
Untersuchungen des Blutes können weitere Hinweise geben. Der Grad der Übersäuerung und die Veränderungen bei den Elektrolytkonzentrationen können bestimmt werden und anhand des Hämatokrits kann der Austrocknungsgrad objektiviert werden. Die Therapie kann entsprechend angepasst werden.

Abklärungen bei einem Bestandesproblem

Relevante Kennzahlen der Kälberaufzucht zur Objektivierung der Durchfallproblematik sind die Abgangsraten während der gesamten Aufzucht (Ziel: < 10 %, primäre Kennzahl), die Abgangsrate im ersten Lebensmonat (< 5 %, sekundäre Kennzahl), sowie der Anteil Kälber mit Durchfallproblemen (< 20 %, sekundäre Kennzahl).
Prinzipiell müssen alle Risikofaktoren für ein Bestandesproblem Kälberdurchfall abgeklärt werden. Laboranalysen können hilfreich sein: Bestimmung der Gesamtproteinkonzentration zur Kontrolle der Kolostrumversorgung, Untersuchung von Kotproben auf Durchfallerreger, Kontrolle der Spurenelement- und insbesondere der Selenversorgung bei hochträchtigen Kühen und Rindern.

Quellen: [2, 66, 67]

Viele Faktoren können dazu beitragen, dass Kälber vermehrt an Durchfall erkranken.

Galt- und Transitphase der Kühe:

Die Fütterung und speziell die Mineralstoff- und Spurenelementversorgung der Galt- und Transitkuh beeinflussen das Immunsystem des Kalbes.

Geburtsablauf (weitere Informationen):

Durch eine Schwergeburt oder verzögerte Geburten ist unter Umständen der Saugreflex der neugeborenen Kälber beeinträchtigt. Trinkschwäche und dadurch eine ungenügende Kolostrumaufnahme sind die Folge.

Ungenügende Kolostrumversorgung (weitere Informationen):

Gründe dafür gibt es viele:

  • Schlechter Appetit des Kalbes (eine häufige Ursache für Trinkschwäche ist ein Selenmangel der Muttertiere).
  • Schlechte Qualität des Kolostrums (diese lässt sich mit einem Kolostrometer messen).
  • Zu geringe Menge (Kälber benötigen mindestens 3 Liter Kolostrum innerhalb der ersten vier Lebensstunden).
  • Zu späte Verabreichung von Kolostrum (die erste Tränkung sollte immer innerhalb der ersten beiden Lebensstunden erfolgen).

Die Folge davon ist eine hohe Anfälligkeit für verschiedenste Infektionskrankheiten.

Schlechte Hygiene bei der Haltung:

Durchfallkeime sind im Kot, aber auch im Schmutz zu finden. Darum benötigt das Kalb eine saubere Umgebung, welche insbesondere nicht durch andere Tiere verschmutzt wurde. Dies beginnt bereits in der Abkalbebox.

Schlechte Tränke- und Fütterungshygiene:

Die Sauberkeit des Futters und des Tränke-Materials muss systematisch überwacht werden, um den Keimdruck niedrig zu halten. Wenn Tränkeeimer und Nuggi für mehrere Kälber benutzt werden, können Keime auf diesem Weg verschleppt werden.

Nicht angepasste Fütterung der Kälber (weitere Informationen):

Vollmilch ist die beste Nahrung für neugeborene Kälber. Nicht dem Alter entsprechende Ersatztränken oder Kraftfutter können zu Verdauungsstörungen führen und Darminfektionen begünstigen. Den Durchfallkälbern darf Milch höchstens für 24 Stunden vorenthalten  werden.

Gemeinsame Haltung mit vielen Tieren:

Kälber mit Durchfall sind das grösste Ansteckungsrisiko für das frisch geborene Kalb. Es gibt jedoch Kälber, Rinder und Kühe, welche die Krankheitskeime ausscheiden, ohne selber krank zu werden. Je mehr Tiere im selben Raum gehalten werden, desto grösser ist das Ansteckungsrisiko. Selbst die Mutter kann bereits das Neugeborene anstecken, indem es Krankheitserreger ausscheidet oder mit keimhaltigem Kot von anderen Tieren beschmutzt ist. Insofern hat sich die Einzelhaltung von neugeborenen Kälbern in Kälberhütten oder Iglus während der ersten drei Lebenswochen zur Prävention in der Praxis sehr bewährt.

Quellen: [68, 69]

Für die Vorbeugung von Durchfallerkrankungen gilt es, die Fütterung zu optimieren, die Keimdichte in der Umgebung (Infektionsdruck) zu minimieren und das Immunsystem des Kalbes zu stärken.

Ernährung optimieren

Aufzuchtkälber benötigen für eine optimale Entwicklung in den ersten Lebenswochen 6 – 10 Liter Milch pro Tag. Mehrere Tränketechniken sind möglich:

  • Dreimaliges Tränken pro Tag (jeweils 3 Liter) aus einem Nuckeleimer.
  • Tränkeautomaten, die so eingestellt werden sollten, dass das Kalb in Intervallen von zwei Stunden jeweils 1,5 Liter Tränke abrufen kann.
  • Das Anbieten von Tränke ad libitum.

Warmtränke muss mit einer Temperatur von 40 – 42°C verabreicht werden. Bei einer Ansäuerung der Milch ist die Tränketemperatur von untergeordneter Bedeutung. Kälber sollten die Milch mit einem Nuggi trinken, denn so wird der Schlundrinnenreflex besser ausgelöst und die Milch fliesst direkt in den Labmagen (und nicht in den noch kleinen, wenig entwickelten Pansen). (siehe Tränke)

Neben der Tränke ist es wichtig, dass den Kälbern qualitativ gutes Heu (Stadium 3) und spezielles Aufzucht-Kraftfutter angeboten wird (siehe Festfutter). Die Aufnahme von Beifutter ist in den ersten drei Lebenswochen zwar minimal, doch die spielerische Gewöhnung ermöglicht einen rasch ansteigenden Verzehr in den folgenden Wochen.

Bereits in der ersten Lebenswoche sollten die Kälber Zugang zu sauberem Wasser haben, das in einer offenen Schale (nicht über den Nuckeleimer) angeboten werden sollte. Kälber, die zunächst keinen Zugang zu Wasser hatten, übersaufen sich häufig, wenn sie erstmals – z. B. bei Umstallung in die Gruppe – Tränken zur Verfügung haben. Dies kann zu erheblichem Durchfall führen. Andererseits sind an Durchfall erkrankte Kälber noch mehr als gesunde Tiere darauf angewiesen, dass sie immer Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, um die Flüssigkeitsverluste auszugleichen.

Infektionsdruck in der Umgebung des Kalbes reduzieren

Wichtig ist es, dass der Ort der Abkalbung sauber ist (Beispiel Abkalbebox). Auch die Sauberkeit der Kuh und deren Euter sind entscheidend. Nach der Geburt sollte das Kalb unmittelbar nach dem Trockenlecken durch das Muttertier aus dem Abkalbebereich entfernt und in eine mit Hochdruckreiniger gesäuberten und reichlich mit frischem Stroh eingestreuten Einzelbox oder in einen Iglu gebracht werden. Eine Trennung von der Kuh so früh wie möglich nach der Geburt und die anschliessende Haltung getrennt von den anderen Tieren kann Infektionen vorbeugen. Die Haltung in Einzeliglus im Freien während den ersten 3 Lebenswochen ist sinnvoll, da die Ansteckung mit Durchfallerregern in der Regel durch Kontakte mit anderen Kälbern erfolgt. Kranke Kälber sollten auf jeden Fall separiert werden. Sie sind diejenigen, welche die Umgebung am meisten kontaminieren. Regelmässige und systematische Reinigung ist in Problembetrieben speziell wichtig, eine wesentliche Verminderung des Infektionsdrucks lässt sich zudem erreichen, indem die Kälberiglus nach dem Misten und Reinigen vor der erneuten Belegung mehrere Tage leer stehen bleiben.
Strikte Hygiene bei den Tränkeutensilien ist notwendig. Die Management-Richtlinien für Aufzuchtkälber sollten eingehalten werden.

Immunität stärken

Der Zeitpunkt, die Menge und die Qualität der verabreichten Biestmilch sind entscheidend (Kolostrumversorgung). Ziel muss es sein, dass die Antikörper aus der Biestmilch so früh wie möglich aus dem Darm des Kalbes in das Blut resorbiert werden und so einen Schutz vor den Infektionserregern vermitteln. Zur Vorbeugung von Durchfällen kann überschüssige Biestmilch vom ersten Gemelk bis zu fünf Tage im Kühlschrank gelagert werden. Von dieser Milch kann dann bei jeder folgenden Tränke 3 - 5 dl beigemischt werden. Die in der Biestmilch enthaltenen Antikörper werden zwar nicht mehr ins Blut aufgenommen, wirken jedoch noch lokal im Darm gegen die Erreger. Ist eine Biestmilchaufnahme ungenügend oder nicht möglich gewesen, kann die Immunität des Kalbes durch Antikörperprodukte verbessert werden.
Die Qualität der Biestmilch kann durch eine Mutterschutzimpfung gezielt verbessert werden. Ihr Tierarzt wird sie beraten. Die Mutterschutzimpfung ist aber nur wirkungsvoll, wenn die Biestmilchversorgung der Kälber auch optimiert wird und die Durchfallerkrankungen auf dem Betrieb durch die Erreger verursacht werden, die abgetötet in der Vakzine enthalten sind. Bestandesprobleme verursacht durch Kryptosporidien lassen sich durch eine Muttertiervakzination nicht lösen.
Wenn Kühe auch während der Trockenstehzeit gut mit Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen versorgt sind, so wirkt sich das positiv auf die Vitalität der Kälber und deren Immunsystem aus. Die Mineralstoff- und Spurenelementversorgung muss dem Betrieb angepasst werden. Galtkühe sollen ein spezielles Mineralfutter erhalten.
Eine wesentliche Bedeutung für eine gute Konstitution des Kalbes hat zudem die Eisenversorgung. Etwa ein Drittel der Kälber wird mit einem latenten Eisenmangel (Anämie) geboren. Ebenso wie Ferkeln sollte deshalb Kälbern in den ersten Lebenstagen ein Eisenpräparat entweder in das Maul (oral) oder als Injektion verabreicht werden.
Eine Mittelstellung zwischen Prophylaxe und Therapie stellt die sogenannte Metaphylaxe dar. Dabei werden Medikamente nach der Infektion von Tieren vor dem Auftreten klinischer Symptome eingesetzt, damit diese gar nicht oder weniger schwer erkranken. Bei einem Bestandesproblem mit Durchfall bei Kälbern, verursacht durch Kryptosporidien oder Kokzidien, hat sich diese Methode bewährt. Sie sollte jedoch erst nach einer entsprechenden Diagnostik und Beratung durch Ihren Tierarzt eingesetzt werden.

 Quellen: [2, 66, 70]

Bei leichtem Durchfall sind der Allgemeinzustand und die Sauglust meist nicht beeinträchtigt und das Kalb kann durch die Aufnahme von Wasser und durch Zugang zu einem Salzleckstein die Verluste an Wasser und Salzen (Elektrolyten) wieder ausgleichen. Auch gesunde Kälber sollten stets Zugang zu Wasser haben – wird Wasser erstmals bei Eintreten von Durchfall angeboten, kann das hingegen zu einem Übersaufen und damit wiederum zu Durchfall führen.

Generell ist es wichtig ist, dass durchfallkranke Kälber weiterhin Milch zu trinken bekommen, damit sie neben der  Flüssigkeit auch Nährstoffe und Energie aufnehmen können. Allenfalls für 1 - 2 Tränkungen kann auf Milch verzichtet werden, wenn alternativ eine Elektrolyt- oder komplexe Diättränke angeboten wird.

Bei schwererem Durchfall (wässeriger Kot) verliert ein Kalb schnell viel Flüssigkeit und Elektrolyte über den Darm und der Organismus  „übersäuert“ (Acidose). Die Flüssigkeitsverluste können 6 - 10 Liter Wasser täglich ausmachen und liegen damit bis zum 30-fachen über den Werten gesunder Tiere. Daraus resultieren dann schnell massive Kreislaufstörungen (hypovolämischer Schock), die sich im Festliegen der Tiere manifestieren.

Durchfallkranken Kälbern sollte mehrmals täglich eine Elektrolytlösung, welche Puffersubstanzen und die nötigen Elektrolyte enthält, als Zwischentränke angeboten werden. In der Regel werden diese Elektrolyttränken mit Wasser angerührt. Einige in Wasser angerührte Elektrolytlösungen können das Gerinnen der Milch im Labmagen stören. Darum  sollte diese erst 2 Stunden nach der letzten Milchtränken angeboten werden. Grundsätzlich sollten kranke Kälber möglichst häufig getränkt werden, um die Belastung des Darms zu minimieren – optimal sind drei Milchtränkungen (je 1 - 2 Liter) und dazwischen jeweils Elektrolytlösungen (je 2 Liter).

Falls die Kälber nicht mehr gut trinken, verschlimmert sich die Krankheit relativ schnell. Hohe Flüssigkeitsverluste des Organismus sind beim Kalb vor allem erkennbar durch das Einsinken des Augapfels in die Augenhöhle („eingefallene Augen“). Die Kälber werden schwach oder kommen sogar zum Festliegen. Häufig fällt eine Untertemperatur auf (< 38,5 °C); Fieber (> 39,5 °C) ist bei durchfallkranken Kälbern eine Ausnahme. Diese Tiere befinden sich in akuter Lebensgefahr und müssen unmittelbar  dem Tierarzt vorgestellt werden. Durch Infusionen und spezielle Medikamente können andererseits auch schwer kranke Kälber mit hoher Wahrscheinlichkeit stabilisiert werden.

Unabhängig vom Schweregrad eines Durchfalls brauchen die Kälber Wärme (Lampe, Bettflasche, Decke) und einen trockenen, warmen und ruhigen Raum. Um andere Kälber im Betrieb zu schützen, empfiehlt es sich zudem, erkrankte Tiere abzusondern und in getrennten (und gut zu reinigenden) Boxen zu halten.

Wie auch bei anderen Jungtiererkrankungen ist eine gezielte Vorbeugung (Prävention) wesentlich sinnvoller als die Behandlung kranker Kälber. Hier gilt es hervorzuheben, dass die wichtigsten Durchfallerreger auf praktisch jedem Betrieb vorkommen – das gehäufte Auftreten von Durchfall ist insofern immer ein Hinweis auf systematische Fehler bei der Fütterung, Haltung und Hygiene. Eine Mittelstellung zwischen Prophylaxe und Therapie stellt die sogenannte Metaphylaxe dar. Dabei werden Medikamente bereits bei infizierten, gegenwärtig jedoch noch klinisch unauffälligen Tieren eingesetzt, damit diese nicht oder weniger schwer krank werden. Bei der Kryptosporidiose und Kokzidiose hat sich diese Methode bewährt. Sie sollte jedoch nur bei nachgewiesener Gefährdung eingesetzt werden. Ihr Tierarzt wird sie beraten.

Quelle: [67]