Gesunde Rinder

Rationsberechnung

Bevor man mit der Berechnung einer Ration für die Milchkühe seiner Herde beginnt muss man sich bewusst werden, dass es fünf verschiedene Rationen gibt:

  • die berechnete Ration
  • die verabreichte Ration
  • die gefressene Ration
  • die abgebaute Ration
  • die verdaute Ration

Und keine dieser fünf Rationen ist identisch mit einer anderen.

Sieben Schritte bis zur berechneten Ration
1. Eine oder mehrere „Standardkühe“ festlegen.
In einem Betrieb für jede Kuh einen eigenen vollständigen Futterplan zu berechnen, ist nicht sinnvoll, da der Aufwand zu gross wäre und das Resultat sowieso nur eine Annäherung an die Wahrheit darstellt. Für mindestens zwei Standardkühe sollte jedoch ein separater Plan gerechnet werden: Kühe in der ersten Laktation (wichtige Parameter: Tagesmilchleistung, 305-Tage-Milchleistung, Körpergewicht, Gewichtszunahme/Tag) und Kühe ab der 2. Laktation (wichtige Parameter: Tagesmilchleistung, 305-Tage-Milchleistung, Körpergewicht). Weitere Unterteilungen nach Laktationsstadium oder Leistungsgruppen sind möglich.
2. Maximalen Grundfutterverzehr schätzen.
Zur Schätzung des maximalen Grundfutterverzehrs verwendet man Gleichungen und Angaben aus dem „grünen Buch“ oder man kann vorbereitete Computerprogramme (Bsp: Fuplan von AGRIDEA, eigene Excel-Datei) verwenden. Der Grundfutterverzehr ist abhängig von kuheigenen Faktoren, den angewendeten Futtermitteln und Managementmassnahmen.

Maximaler Grundfutterverzehr

3. Welche Grundfuttermittel werden eingesetzt und die Menge davon.
Die Aufzählung der einzelnen Futtermittel bereitet in der Regel keine Schwierigkeiten, die dargereichte Menge anzugeben ist jedoch häufig schwierig. Bei Einzelfütterung besteht die Möglichkeit, während einem Tag immer die gleiche Menge Futter, welche einer Kuh gereicht wird, auf die Seite zu stellen und zu wägen. Wenn gewisse Futtermittel frei zur Verfügung stehen, kann man die Differenz von der Summe der beschränkt angebotenen Futtermittel zum geschätzten maximalen Grundfutterverzehr annehmen. Von den eingesetzten Futtermitteln benötigt man deren Gehalte. Sie wurden entweder analysiert, geschätzt anhand eines Protokolls (Merkblatt AGFF) oder man entnimmt sie einer Tabelle (Schweizerische Futtermitteldatenbank, Beispiel einer Dürrfutterenquete Dürrfutter (PDF, 64KB)).
4. Das Milchleistungspotential aus dem Grundfutter berechnen.
Es wird die Summe der gewichteten Gehalte der einzelnen Futtermittel berechnet. Davon abgezogen wird jeweils der Erhaltungsbedarf, welchen man aus Schätzgleichungen entnimmt (grünes Buch). Uebrig bleiben die Gehalte, welche für die Milchproduktion zur Verfügung stehen. Wird dieser Rest durch den Bedarf für 1 kg Milchleistung dividiert, erhält man das Milchproduktionspotential (MPP) aus dem Grundfutter. Dieses sollte berechnet werden für NEL, APDE, APDN und Ca, P, Mg, Na.
5. Ausgleichsfutter bestimmen.
Erreicht das MPP aus dem Grundfutter die Milchleistung der Kuh nicht, so muss Kraftfutter eingesetzt werden. Die Differenz von NEL zum niedrigeren Resultat bei APDE oder APDN entscheidet, welcher Typ eingesetzt werden sollte (NEL > APDx = Eiweissausgleichsfutter, NEL < APDx = Energieausgleichsfutter). Die Differenz von APDE zu APDN zeigt auf, ob eher pansenabbaubare oder ob mehr pansenstabile Komponenten benötigt werden.
6. Menge Ausgleichsfutter berechnen.
Es wird so viel Ausgleichsfutter verabreicht, bis entweder die Milchleistung der Kuh erreicht wird oder keine Differenz mehr besteht zwischen NEL und dem niedrigeren Wert von APDE oder APDN.
7. Menge Leistungsfutter berechnen.
Wird mit dem Ausgleichsfutter die Milchleistung noch nicht erreicht, so muss die Ration mit soviel Leistungsfutter ergänzt werden, dass das berechnete Milchleistungspotential die tatsächliche Milchleistung erreicht. Ein Leistungsfutter sollte ausgewogen sein in Bezug auf die Gehalte NEL, APDE und APDN.

Weitere Schritte:
Zum Schluss muss die Ration überprüft werden. Die Differenz der MPP von APDE zu APDN sollte möglichst gering sein. Wird dies nicht erreicht, muss entweder das Ausgleichsfutter angepasst oder die Grundfutterration geändert werden. Zusätzlich sollte noch überprüft werden, ob die Mineralstoffversorgung stimmt. Die Kontrolle sollte an der gesamten Ration durchgeführt werden, wichtiger jedoch ist auch die Beurteilung für die Grundfutterration alleine. Die berechneten MPP’s sollten zumindest dasjenige von NEL erreichen. Eine Zugabe von Natrium ist in der Regel immer notwendig. Der Unterschied des MPP in der Grundfutterration von Ca gegenüber P entscheidet über die Auswahl des Mineralstoffes (soll P-reiches, ausgewogenes oder Ca-reiches Mineralsalz angeboten werden).

Einfache Excel-Datei für die Berechnung einer Milchviehration

Quellen: [96, 104]